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Demenz braucht Wissen
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Das Thema Demenz stellt viele Menschen vor große Herausforderungen. Betroffene, Angehörige und auch Zugehörige. Es ist ein Thema, das rasch Angst auslöst, das mit Unsicherheit verbunden ist. Wie geht man damit um? Kann man sich darauf vorbereiten? Was kann man dagegen tun?
Und vor allem eines: Was ist Demenz überhaupt?
Diese Seite gibt erste Antworten auf so manche Fragen. Diese Seite wird auch laufend erweitert. Vor allem gilt eines: Fragen Sie nach! Haben Sie keine Scheu! Viele Fragestellungen sind sehr individuell, die einer entsprechenden individuellen Abklärung und Beratung bedürfen.
Wer kennt das nicht: Der Schlüssel wird immer wieder gesucht, im Gespräch fallen einem Namen nicht ein, im Geschäft überlegt man angestrengt, was man einkaufen wollte. Ist das bereits Demenz? Es können Symptome für eine demenzielle sein, es können auch ganz andere Ursachen dahinter stehen, deswegen ist eine genaue Beobachtung und Abklärung so wichtig.
Demenz ist ein Überbegriff für verschiedene Kranksheitsbilder. DIE Demenz gibt es nicht. Umgangssprachlich hat sich auch der Begriff „Altersdemenz“ eingebürgert, da das Risiko mit zunehmenden Alter steigt, an einer solchen Erkranung zu erkranken. Aus medizinischer Sicht gibt es diesen Begriff jedoch nicht.
Auch „Senilität“ oder „senile Demenz“ werden fälschlicherweise immer noch verwendet. Beide gehen auf die früher weit verbreitete Annahme zurück, dass ein geistiger Verfall eine normale Folge des Alterns ist. Eine Annahme, die als falsch bezeichnet werden muss, auch wenn das Risiko einer demenziellen Erkrankung mit zunehmendem Alter steigt.
Medizinisch handelt es sich um einen krankheitsbedingten, erworbenen und fortschreitenden Verlust von Leistungen höherer Gehirnfunktionen. Das heißt, dass kognitive Fähigkeiten zunehmend schwächer werden:
Es wird zunehmend schwieriger, sich etwas zu merken oder Neues zu lernen, bspw. die Bedienung eines neuen Gerätes. Die Auffassungsgabe ist betroffen, es wird zunehmend schwieriger, komplexe Zusammenhänge zu verstehen oder auch Gesprächen zu folgen. Die Sprache ist ein weiterer Punkt, an dem Veränderungen merkbar werden: Der Wortschatz wird weniger, es werden immer häufiger Wörter gesucht, Gegenstände und Handlungen werden zunehmend mit verkehrten Wörtern bezeichnet. Ähnliches gilt auch für das Rechnen. Was früher im Kopf problemlos gerechnet werden konnte, wir zunehmend schwieriger, der Zahlenraum, in dem gerechnet werden kann, wird kleiner.
Im Alltag sind Beispiele für Anzeichen: Geldgeschäfte klappen nicht mehr so wie früher. Die Fähigkeit zum Kochen geht verloren, bspw. können Menschen, die mit Freude komplexe, mehrgängige Menüs für eine ganze Gruppe zubereiteten, das zunehmend weniger, die Einkaufslisten werden lückenhafter, die Zeitplanung funktioniert nicht mehr so gut usw.
Gerade bei Menschen, die früher nie Schwierigkeiten mit der Orientierung hatten, können Veränderungen in diesem Bereich festgestellt werden. Gerade an neuen, unbekannten Orten wird die Orientierung mühsamer.
Betroffen können auch emotionale und soziale Fähigkeiten sein, es kann zu Veränderungen im Wesen des Menschen kommen, Verhaltensweisen treten auf, die man so bspw. als Angehöriger nicht kannte.
Wichtig ist hier eines: Damit von einer Demenz gesprochen werden kann, müssen die Symptome mindestens 6 Monate andauern. Menschen mit einer demenziellen Veränderung entwickeln sehr häufig Strategien, ihre schwächer werdenden kognitiven Leistungen zu kompensieren bzw. zu verschleiern. Es werden zunehmend Erklärungen vorgebracht, warum man etwas nicht mehr macht. Oder es kommt kleinweise zu Veränderungen in den Handlungen, sodass es der Umgebung, der Familie, den Freundinnen und Freunden oftmals spät auffällt, „dass da etwas nicht stimmt.“
Zur Häufigkeit demenzieller Erkrankungen gibt es lediglich Schätzungen: So schätzt die WHO, dass weltweit rund 50 Millionen Menschen von Demenz betroffen sind. Für Österreich bedeutet das, dass derzeit rund 115.000 bis 130.000 Menschen betroffen sind.
Demenzerkrankungen nehmen im fortgeschrittenem Alter deutlich zu. Das steigende Alter gilt daher als Hauptrisikofaktor für Demenz. Ab dem Alter von über 60 Jahren steigt der Anteil der von Demenz betroffenen Menschen in der jeweiligen Altersgruppe exponentiell:
65-70-Jährige: 5 von 1.000 Personen sind betroffen
85-Jährige und Ältere: 60 – 80 von 1.000 Personen sind betroffen
Über 90-Jährige: Rund 300 von 1.000 sind betroffen
Die meisten der Betroffenen, rund 2/3, erkranken an der Alzheimer-Demenz.
DIE Demenz schlechthin gibt es nicht. Bei den demenziellen Erkrankungen unterscheiden wir verschiedene Formen, die bekanntesten sind:
- Alzheimer Demenz (auch bezeichnet als Morbus Alzheimer)
- Frontotemporale Demenz (Morbus Pick)
- Vaskuläre Demenz (Morbus Binswanger)
- Lewy Body Demenz
- Demenz bei Morbus Parkinson
- Korsakow-Syndrom
- Chronische Traumatische Enzephalopathie (CTE)
Die Mischformen
Hier erhalten Sie in Kürze ausführliche Informationen zur Demenzform Alzheimer Demenz.
Die vaskuläre Demenz ist nach der Alzheimer Demenz die zweithäufigste Demenzform, Schätzungen gehen davon aus, dass rund 15 % aller Demenzen eine vaskuäre Demenz sind.
Es kommt hier zu Störungen der Durchblutung kleiner und kleinster Blutgefäße im Gehirn, was zu einer Schädigung des Gewebes führt. Diese Schädigungen führen zu Gedächtnis- und Sprachstörungen, teilweise auch zu Bewegungsstörungen, Orientierungsstörungen oder auch Stimmungsschwankungen.
Die Symptomik ist gerade bei dieser Form der Demenz sehr individuell, so können beispielsweise Gedächtnisstörungen und Sprachstörungen/Wortfindungsstörungen im Fordergrund stehen, Bewegungsstörungen überhaupt nicht auftreten.
Es können auch sog. Denkstörungen auftreten. Handlungsabläufe, die bisher kein Problem darstellten, können „plötzlich“ nicht mehr durchgeführt werden, bspw. Haushaltstätigkeiten.
Vaskuläre Störungen können in jeder Region des Gehirns auftreten, das teils auch sehr plötzlich, weshalb es wichtig ist, die betroffene Person zu beobachten, ob sich Veränderungen ergeben.
Zu den Risikofaktoren zählen kardiovaskuläre Erkrankungen, Bluthochdruck, Diabetes, Alkohol, Rauchen. Vor Vorteil sind alle Maßnahmen, die bspw. zu einer Stärkung und Verbesserung der Durchblutung führen, dazu zählen Bewegung, eine Senkung von Blutfett- und Blutzuckerwerten, soziale Aktivitäten und Kontakte.
Bei dieser Form einer Demenz sind vor allem der Stirn- und Schläfenbereich betroffen. Es kommt hier zu einem Untergang von Nervenzellen im Bereich Stirnhirn (Frontalhirn) und in den Schläfenlappen (Temporalhirn).
Es werden hier vor allem zwei Unterformen unterschieden, die vor allem eine unterschiedliche Symptomatik zeigen:
- Die verhaltensbetonte, behaviorale Form: Sie äußert sich in Störungen bzw. Veränderungen von Verhalten und der Persönlichkeit, wie beispielsweise taktloses Sozialverhalten, Aggressivität, maßloses Essverhalten oder sexuelle Enthemmung.
- Die primär progressiven Aphasien (PPA): Diese Formen sind sprachbezogen. Betroffene haben Wortfindungsstörungen und vergessen die Bedeutung von Wörtern. Auch hier werden mehrere Unterformen unterschieden:
- Die Semantische Demenz: Bezeichnungen und Gegenstände werden nicht mehr in Übereinstimmung gebracht.
- Die progrediente nicht-flüssige/agrammatische Aphasie: Stockende Sprache, eingeschränkter Sprachfluss.
- Logopenische PPA: Wortfindungsstörungen und dadurch auftretende Schwierigkeiten bei längeren Sätzen oder unbekannten Wörtern.
Diese Form der Demenz kann bereits in verhältnismäßig jüngeren Jahren, zwischen 50 und 60 auftreten, in Einzelfällen auch früher. Erste Anzeichen sind meist Verhaltensänderungen, die der Umgebung auffallen. Im Gegensatz zu anderen Formen von Demenz kommt es bei der FTD meist erst relativ spät zu Orientierungs- und Gedächtnisstörungen. Was wiederum bedeutet, dass vielen Betroffenen eine lange Zeit bewusst ist, dass sie sich sprachlich nicht mehr adäquat ausdrücken können, was für sie eine zusätzliche emotionale Belastung darstellt.
Die Lewy-Body-Demenz wird ausgelöst durch die sog. Lewy-Körperchen. Dabei handelt es sich um kleine Proteineinschlüsse in den Nervenzellen der Großhirnrinde.
Besonders auffallend für diese Form der Demenz sind vor allem psychotische Störungen, Bewegungsstörungen und Schwankungen bei der Aufmerksamkeit bzw. grundsätzlich bei der köperlichen und geistigen Verfassung.
Betroffene leiden häufig bereits sehr früh unter Halluzinationen, sie sehen Menschen oder Tiere.
Die Störungen in der Bewegung bzw. im Gangbild verleiten oft zu einer Verwechslung mit einer Parkinson-Erkrankung. So kommt es zu einem Zittern der Hände (Tremor), zu einer Velangsamung der Bewegungen (Akinese) oder zu einer motorischen Muskelsteifigkeit (Rigor). Auch zeigt sich häufig ein gestörtes Gangbild, die Menschen gehen nach vorne gebeugt, in kleinen Schritten und zeigen sich oft auch zur Seite geneigt (was als Pisa-Syndrom bezeichnet wird). Zudem geht mit der Erkrankung häufig auch eine Verringerung der Gesichts-Mimik einher (Hypomimie).
Die angeführten Schwankungen in der Aufmerksamkeit oder bei der geistigen Verfassung äußern sich dahingehend, dass starke Schwankungen in der Aufmerksamkeit und Wachheit auftreten können, dass Betroffene in einem Moment fit und munter agieren, im nächsten Moment verwirrt und orientierungslos sind. Auch Schlafstörungen sind hier häufig anzutreffen. In extremen Fällen kann das auch ein Tiefschlaf über mehrere Tage bedeuten.
Diese Form der Demenz benötigt auch eine entsprechend intensive Sturzprophylaxe, da das Sturzrisiko durch die körperlichen Beeinträchtigungen noch stärker als bei anderen Demenzen erhöht ist.
Die Parkinson-Krankheit ist vor allem gekennzeichnet durch eine chronische Verlangsamung aller Bewegungsabläufe, durch die Unfähigkeit, neue Bewegungen zu initiieren und durch eine Störung der Feinmotorik, auch bezeichnet als Hypokinese. Es kann auch zur sog. Akinese kommen, der betroffene Mensch erscheint völlig bewegungslos und starr.
Bekannt ist das Zittern, das sich bei Betroffenen zeigen kann, der Pillendreher-Tremor. Auch die Steifigkeit der Arme und Beine ist bekannt, der sog. Rigor. Treten Hypo-/Akinese, Tremor und Rigor gleichzeitig auf, spricht man von einem Parkinson-Syndrom. Die Ähnlichkeit der Erscheinung führt leicht auch zu einer Verwechslung zwischen Parkinso-Syndrom und Lewy-Body-Demenz.
Der Morbus Parkinson zeigt oftmals einen über viele Jahre langsamen und schleichenden Verlauf. Die Betroffenen sind geistig klar und voll orientiert, die Einschränkungen beschränken sich primär auf solche in der Bewegung, Motorik oder Mimik. Aufgrund der zunehmenden Velangsamung bei Bewegungen, scheinen diese Menschen bei einer oberflächlichen Betrachtung geistíg eingeschränkt, obwohl sie geistig hellwach und aufmerksam sind. Dennoch kann sich bei rund einem Drittel im Verlauf der Erkrankung, vor allem im späten Stadium zusätzlich eine Form einer Demenz herausbilden, wobei es sich meist um eine Alzheimer Demenz handelt.
Das Korsakow-Syndrom, das auch als amnestisches Syndrom bezeichnet wird, ist speziell durch ausgeprägte Merkfähigkeitsstörungen gekennzeichnet. Betroffene neigen dazu, die Gedächtnislücken und Orientierungsstörungen durch frei erfundene Geschichten zu füllen, sie konfabulieren.
Zu beachten ist hier, dass dieses Erfinden von Geschichten nicht bewusst geschieht, sodass es sich um kein bewusstes Täuschen oder Lügen handelt. Ein Umstand, der gerade von Angehörigen oftmals als belastend empfunden wird. Das Korsakow-Syndrom ist Ausdruck einer schweren Schädigung des Gehirns, vor allem jener Regionen, in denen die Gedächtnisbildung und die Regulierung von Emotionen geschieht.
Die mit Abstand häufigste Ursache für das Korsakow-Syndrom ist jahrelanger übermäßiger Alkoholkonsum. Andere Ursachen können auch Infektionen wie bspw. Enzephalitis oder schwere Kopfverletzungen (Traumen) nach Unfällen sein.
Bei der Chronischen Traumatische Enzephalopathie (CTE) handelt es sich um eine eher selten auftretende, fortschreitende degenerativen Erkrankung des Gehirns. Betroffen sind vor allem Menschen, bspw. Sportler, die wiederholt leichtgradigen Schädeltraumen ausgesetzt waren, also Schlägen oder Stößen gegen den Kopf.
Diese wiederholten Schädeltraumen führen schlussendlich zu einer Zerstörung von Nervenzellen des Gehirns und auch zu einer abnormalen Konzentration des Tau-Proteins, wie sie bspw. auch bei der Alzheimer-Demenz auftritt.
Diese Form zeigt sich wissenschaftlich als neueres Phänomen, was klarere Aussagen über Entstehung und Auswirkung derzeit noch erschwert.
Man geht derzeit von zwei klinischen Hauptformen aus:
- Veränderungen kognitiver Fähigkeiten: Sie betreffen vor allem das sog. episodische Gedächtnis (Erinnern von Ereignissen) und exekutive Funktionen (Planen, Organisieren, Problemlösen, Selbstkontrolle). Diese Form tritt meist um das 50. Lebensjahr auf.
- Auffälligkeiten des Verhaltens (Gefühlsausbrüche, Impulsivität, Gewalttätigkeit) und der Stimmung (Depressivität, Gefühle der Hoffnungslosigkeit). Diese Form entsteht durchschnittlich um das 70. Lebensjahr.
Häufig sind bei den demenziellen Erkrankungen Mischformen anzutreffen, was eine Diagnose und damit auch eine entsprechende Behandlung erschwert.
Es kann auch davon ausgegangen werden, dass es bei den meisten Formen im Verlauf der Erkrankung auch zu einer Alzheimer Demenz kommt, was bedeutet, dass aus einer zuvor „reinen“ Demenz eine Mischform wird.
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